Leggiero flautato… frisch ans Werk

Leggiero flautato… frisch ans Werk

Ungezwungenes von unterwegs aus Sicht einer Flötistin. Schon lange gärt die Idee, einen eigenen Blog zu betreiben, in mir. Allerdings gab es keine dringende Notwendigkeit, diese Idee umzusetzen, Zeit ist oft Mangelware, wenn Familie und Musik allgegenwärtig sind…. Im Juni nahm ich dann an einer Blogparade teil. Ohne eigenen Blog. Das Nachdenken über die Idee wurde konkreter, ich machte mir Gedanken über einen Namen des Blogs. Nun soll es soweit sein…

Leggiero… leicht und ungezwungen möchte ich schreiben.

Flautato… flötenartig, gehört für mich unbedingt dazu, denn Flöten sind ein Teil von mir.

Und ein Anlass war auch gegeben: Heute wurde mein Beitrag, den ich im Juni zur #Kultdef – Blogparade von Tanja Praske schrieb, auf ganz charmante Art und Weise in einem neuen Blogbeitrag von ihr erwähnt… Schon damals ermunterte sie mich, einen eigenen Blog ins Leben zu rufen. Und das soll für mich nun Anlass sein, diesen Blog an den Start zu schicken.

Und natürlich möchte ich mit dem offiziellen Veröffentlichen des damaligen Textes beginnen:

Ich bin gern im Wald unterwegs... per Pedes und mit dem Rad.
Ich bin gern im Wald unterwegs… per pedes auf zwei Beinen  und mit dem Rad.

Tanja Praske hatte bis zum 30. Juni 2015 zu einer Blogparade zum Thema „Was ist Kultur für mich…?“ aufgerufen, damals schrieb ich das, was heute in diesen stürmischen Novembertagen für mich wichtiger denn je ist:

„Nun… ich habe keinen Blog, aber ich finde das Thema sehr spannend, habe schon all die Tage überlegt, was für mich Kultur ist und ob ich das überhaupt aufschreiben kann… Schließlich habe ich etwas darüber festgehalten:

Als Mitglied eines Orchesters komme ich tagtäglich mit verschiedenen Auffassungen von Kultur zusammen. Orchester, Konzerthäuser, Opernhäuser usw. werden oft auf die Bühne der Hochkultur gehoben. Hochkultur? Der Begriff klingt wie die Spitze eines Eisbergs. Wie oft ringt man an dieser Spitze um die „richtige“ Interpretation? Wie oft stürzen die hohen Ideale von dieser Spitze ab, weil man nicht an einem Strang gezogen hat? Wie oft werden mit kleinlichen Mitteln irgendwelche Befindlichkeiten wichtiger als die Sache an sich? Befindet man sich dabei nicht eher in einem (Kultur)dorf im Hochgebirge? Die Kulturseiten der Zeitungen sind voll davon. All das verstehe ich nicht primär unter Kultur. Das ist das, was einige dafür halten.

Ist Kultur überhaupt zu erklären? Auf meinen Waldläufen der letzten Tage habe ich oft über dieses Thema nachgedacht. Wenn ich es überhaupt aufschreiben kann, dann vielleicht so:

Kultur ist für mich das, was wir auf unseren Lebenswegen aus dem Erlebten machen und wie wir es weitergeben. Kann man Kultur oder besser noch die vielen Kulturen, die über vergangenen Jahrtausende entstanden, nicht vielmehr mit einem Wald vergleichen, durch den viele Wege führen? Große, kleine, schöne, steinige, matschige, sandige, gerade, krumme, schmale, breite usw.? Und wir alle laufen auf den Wegen… jeder auf seine Weise… jeder erlebt andere Dinge in diesem Wald… jeder trifft andere Lebewesen… jeder geht ein anderes Tempo auf diesen Wegen… manche gehen gemeinsam, manche allein… man trifft sich, geht vielleicht gemeinsam und dann auch evtl. wieder getrennte Wege. Man entspannt im Wald oder erlebt Abenteuer, man treibt Sport oder geht einfach spazieren, man beobachtet Tiere, man genießt Düfte und vieles anderes mehr. Es wird wohl keinen geben, der nichts erlebt. Wenn wir dann aus dem Wald herauskommen, erzählen wir, dass wir im Wald waren und was wir da erlebt haben, wen wir getroffen haben… Jeder behält etwas zurück von dieser Zeit im Wald und viele werden wieder in den Wald gehen wollen.

Der Wald im Juni... ein wundervoller Monat mit Vergänglichem, was man in jedem Jahr wiederfindet.
Der Wald im Juni… ein wundervoller Monat mit Vergänglichem, was man in jedem Jahr wiederfindet.

Ist es nun nicht auch mit „der Kultur“ so? Egal, ob wir ins Konzert, ins Theater, in Museen, Galerien, Kunstausstellungen, Töpferwerkstätten, Kreativküchen oder „ich weiß nicht was alles“ (ich habe sehr viel weggelassen) gehen und dort Dinge erleben, es ist das „unterwegs“ sein, das „Finden und Erleben“, was über den Verbleib in unseren Sinnen entscheidet. Das können ganz einfache und unvollkommene Dinge sein wie zum Beispiel ein paar Holunderdolden zum Sirupmachen nach Urgroßmutters Rezept oder sehr komplizierte und durchgestylte wie ein durchorganisiertes Festival oder eine Orchesterspielzeit. Letztendlich wird es an uns liegen, wie und ob wir davon erzählen, damit es nicht ungehört im großen Wald verhallt, sondern in den Köpfen aller weiterlebt und im großen „Kulturwald“ bestehen bleibt.

Denn Kultur ist ein großer Wald mit vielen Wegen, die wir alle auf unterschiedliche Art und Weise beschreiten. Dieser Wald verändert sich, er lebt, es wachsen Bäume, es werden Bäume gefällt, es sind viele oder wenig Lebewesen darin, es wird Unwetter und Katastrophen geben, die wir nicht beeinflussen können. Der Wald wird von Förstern „bearbeitet“, eventuell in eine Art Park, einen Kletterpark oder ähnliches verwandelt. Dazu sind wir Menschen fähig. Nicht alle wollen den Wald in gleicher Art und Weise und jeder möchte ihn anders erleben. Oft wird hart darum gerungen, welche „Bearbeitung“ für den Wald gut ist. Doch der Wald ist nicht so empfindlich. Der Wald wird sich jedesmal wieder erholen, neue Wege werden entstehen, je nachdem, wieviele Menschen ihn benutzen. Und wenn wir den Wald sich selbst überlassen, wird ein undurchdringlicher Urwald daraus. Dann wird es schwer, ihn wieder begehbar zu machen…

Es wird auf die Art und Weise unserer Benutzung ankommen, wie der Wald sich entwickelt. An uns wird es sein, dass wir dem Wald seinen Platz lassen, ihn nicht mutwillig zerstören und auch nicht gewaltsam hochkultivieren. Es wird darauf ankommen, in den Wald zu gehen, um etwas zu erleben.

So ist für mich auch die Kultur. Jeder einzelne kann in den Wald gehen, etwas erleben, Wege begehen und zur Erhaltung des Waldes beitragen oder eben nicht. Wenn wir dann noch daran denken, dass ein Wald sehr wichtig für ein gesundes Klima auf der Erde ist, dann ist der Vergleich zwar etwas weit hergeholt, aber doch nicht ganz abwegig… Ein Leben ohne „Kultur“, die von uns allen gemacht und getragen wird, kann ich mir nicht vorstellen.“

Ein markanter Lieblingsbaum... er hat viel zu erzählen... ich kenne die Geschichten seiner Inschriften nicht, aber zu jeder Jahreszeit beeindruckt er mich auf seine besondere Weise.
Ein markanter Lieblingsbaum… er hat viel zu erzählen… ich kenne die Geschichten seiner Inschriften nicht, aber zu jeder Jahreszeit beeindruckt er mich auf seine besondere Weise.

Soweit meine Worte von damals… Ich unterschreibe noch immer jedes einzelne und werde aus dem Wald berichten, aus jenem oder jenem oder diesem… Frisch ans Werk!

13 Antworten auf „Leggiero flautato… frisch ans Werk

Add yours

  1. Liebe Susanne,

    grandios!!! Es freut mich sehr, dass aus dem Denkanstoss tatsächlich eine Tat wurde – klasse!

    Werde dein Blog lesen und wünsche dir viel Spaß dabei! Falls du dich mit anderen Bloggern vernetzen möchtest, dann sind Blogparaden dazu wunderbar geeignet. Habe da ja sieben Stück zusammengestellt. Die von Reiszoom könnte doch auch prima zu dir passen – Musik und Reisen – musst dich allerdings ranhalten. Nicht vergessen, wenn sie dich aufnehmen sollen, zu den Beiträgen zu verlinken.

    Und jetzt, fröhliches Schaffen!

    Herzlich,
    Tanja

    Gefällt 1 Person

    1. Dankeschön! Als ich deinen wunderbaren Blogbeitrag von gestern las, wusste ich: Heute ist DER Tag. (Obwohl ich mich gern noch ein wenig weiter in das Prozedere eingearbeitet hätte… So wird es wohl: Learning by doing!) 🙂
      Viele herzliche Grüße,
      Susanne

      Gefällt 1 Person

  2. „Ein Leben ohne „Kultur“, die von uns allen gemacht und getragen wird, kann ich mir nicht vorstellen.”
    Du hast so recht, Susanne. Genau das ist es. Selbst schrieb ich damals auf Tanjas Blog sinngemäß, dass eigentlich alles, unser ganzes Leben, unser Verhalten, unser Umgang mit der Natur und untereinander Kultur ist. Wir können uns kulturlos verhalten, doch nie ohne Kultir sein.
    Danke für diesen Blog und den gelungenen Auftakt. Ich werde ihn „im Auge behalten „. Ganz kulturvoll.
    Matthias

    Like

      1. Ich auch. Ich Fummel mich noch so durch. Viel Erfolg … Hauptsache, es macht Freude. der erst kommt dann. Von Vincent van Gogh stammt der Ausspruch: „Ich tue immer das, was ich noch nicht kann, damit ich es lerne.“

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Website bereitgestellt von WordPress.com.

Nach oben ↑