Schlössersafari mit dem Rad

Ein Tag ohne feste Termine war das gestern, wunderbar! Da waren ein paar Stunden Zeit für mich drin und so nutzte ich gleich die Vormittagsstunden zu einer Radtour (Töchter in der Schule, Mann im Büro… juhu!). Raus aus der ewigen Mühle ohne wirklich freie Zeit… Fast alle Wochenenden sind bei uns belegt, irgendeine(r) macht immer irgendwo Musik, tanzt oder geht anderen Vereinsdingen nach und wenn dann ein Samstag oder Sonntag wirklich für alle frei ist, dauert es ewig, bis sich die ganze Familie zu einem Ausflug entschließt. Meist ist schon der halbe Tag herum, bevor wir überhaupt dran denken, aufbrechen zu können… 😉 Das war also gestern nicht der Fall, ich war gestern schon früh allein unterwegs (brrr, noch ganz schön frisch bei 5 Grad), fuhr in meinem Tempo, konnte schauen und anhalten, wann ich wollte und fotografieren, was ich wollte… Zeit für mich eben und für das, was ich so mag – Kultur-Natur-Streunerei mit viel Knipserei. 😉

Zuerst ein Stück durch den Wald. Auf der anderen Seite gleich wieder hinaus. Rade(l)berg kurz gestreift und ins Tal der Großen Röder abgebogen. Buschwindröschen und knallgelbe Forsythia säumen den Weg, der Blick ist schnell eingefangen und die Röder plätschert dazu lustig vorbei in ihrem kleinen Tal.

Vor etwa einem Jahr (damals Anfang März, alles war noch gefroren) war ich mit Anke erstmals als Ensemble Leggieramente in Wachau zum Schulkonzert. Es war ihr Einstand und ich bloggte damals kurz darüber. Es war noch strenger Frost über Tage, die Gewässer waren gefroren, wir hielten auf dem Rückweg kurz am Schloss Wachau, das wir bis dahin nicht kannten. Es war kalt und ein bisschen karg ohne Sonne. Über die Geschichte des Schlosses schrieb ich damals schon etwas, ich will den Beitrag nicht zu lang werden lassen.

Ich beschloss damals: Hier musst du noch einmal her. Damals wurden im Park gerade die Wege neu angelegt, nun ist alles fertig. Junge Bäume wurden nach den ursprünglichen Plänen von vor 1900 neu angepflanzt. Ein Tornado hatte 2010 viele Bäume des 100-120 Jahre alten Baumbestands niedergemäht, Spuren davon sind noch am Parkrand zu sehen.

Drei Schwäne verstanden es, eine etwas morbid anmutende Szene am kleinen See ausgezeichnet aufzuhellen und schwammen sehr fotogen von der uralten, nicht mehr begehbaren, gusseisernen Brücke aus durch das Bild Richtung Schloss. Diese Brücke muss früher der Star bei einem Parkspaziergang gewesen sein, heute nur noch Schmuck aus der Ferne.

Ludwig Richter, dessen Großvater hier auf Schloss Wachau Kammerherr war und dessen Vater hier geboren ist, hätte wohl seine Freude daran. Sein ganzes Leben hatte er eine enge Bindung zu Wachau und dem Seifersdorfer Tal. Heute ist in Liegau-Augustusbad (im Rödertal) die Grundschule nach ihm benannt.

Das Schloss selbst schläft vor sich hin, steht wohl seit 2015 zum Verkauf ausgeschrieben, aber noch hat das Dorf, dem es gehört, keinen Investor mit einem schlüssigen Konzept gefunden. Schloss Wachau bei Radeberg ist also wirklich ein sehr versteckter, aber wunderbarer Ort bei der Schlössersafari.

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Gleich im Nachbarort der nächste, sehr alte Schlossstandort. In Seifersdorf gibt es seit 1191 erwähnte Schlossbauten, auch wenn der heutige bereits der 6. Bau ist. Das Schloss wurde 1818-1826 nach Plänen Karl Friedrich Schinkels im neogotischen Stil umgebaut, u.a. wurde sogar ein Theatersaal eingebaut, der allerdings später zu Wohnungen für Bedienstete umgebaut wurde. Eine sehr wechselhafte Nutzungsgeschichte mit viel Streit um Kunstgegenstände aller Art dauert bis fast in die Gegenwart an.

Mehr zur Schlossgeschichte kann man hier lesen. Der 2004/05 gegründete Förderverein Seifersdorfer Schloss e.V. bemüht sich redlich um die Erhaltung und Konzepterstellung zur öffentlichen Nutzung. Ich finde, diese Mühe ist eine Erwähnung bei den (ganz) versteckten Orten der Schlössersafari von Burg Posterstein wert.

Spuren der sehr wechselvollen Geschichte und der vielen unterschiedlichen Nutzungen durch den Ort Seifersdorf (der Kindergarten war z.Bsp. lange Zeit im Schloss untergebracht) sind bis heute unverkennbar im Park zu sehen. In das Schloss selbst konnte ich nicht hineinsehen.

Am kommenden Sonntag, dem 7. April 2019 kann man Schloss und Park mit fachkundiger Begleitung entdecken. Der Förderverein veranstaltet ein Familienfest zum „Parkerwachen“, mit Kaffee und Kuchen kann man sich verwöhnen lassen und sich durch das Schloss führen lassen und für die Botaniker gibt es einen besonderen Vortrag… tja… an einem Sonntag, da spielt bei uns wieder die Musik. So ist das Musikerleben… mir war heute die Alleinsamkeit im Park und die vielen Lieder der Vögel gerade recht.

Wieder durch das Rödertal, das doch sehr steile Ränder hat (wie ich feststellen musste, als ich eine Abkürzung nehmen wollte… oh!) und durch die Dresdner Heide radelte ich wieder zurück. Das Dresdner Umland ist reich an Schlössern und Prachtbauten, es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken, in fast jedem Dorf steht ein altes Zeitzeugnis der Geschichte… vielleicht schaffe ich es, mir noch einmal bis Ausstellungsende am 12. Mai auf der Burg Posterstein ein paar sehr versteckte Orte vorzunehmen.

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